- Definition des Bänderrisses
- Sofortmaßnahmen beim Bänderriss
- Aufbau des Sprunggelenks und der Bänder
- Häufigste Ursache: Umknicken beim Sport
- Symptome: Starke Schmerzen und Bluterguss
- So wird der Bänderriss diagnostiziert
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
- Verlauf der Heilung nach konservativer vs. operativer Therapie
- Schonfrist – wann kann man wieder Sport treiben?
- Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Bänderrisses
- Bandagen und Orthesen für das Sprunggelenk
Es braucht oft nicht viel, um sich eine Verletzung am Sprunggelenk zuzuziehen. Ein falscher Schritt, ein kurzes Stolpern oder eine kleine Unaufmerksamkeit – schon knickt man um. Auch beim Sport kann es bei schnellen Bewegungen und Richtungswechseln schnell zu einem Umknicktrauma kommen. Wenn der Betroffene relativ stark umgeknickt ist, dann kommt es nicht selten zu einem Bänderriss im Sprunggelenk. Doch was ist in einem solchen Fall zu tun? Wie lange dauert die Heilung? Und welchen Dienst können Bandagen und Orthesen leisten? Diese und weitere Fragen werden im folgenden Text beantwortet.
Definition des Bänderrisses
Unter einem Bänderriss im Sprunggelenk versteht man das teilweise Zerreißen oder die vollständige Zerreißung eines der Bänder im oberen Sprunggelenk, welches im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Knöchel bekannt ist. Sind die Bänder teilweise oder vollständig gerissen, können sie ihre Funktionen nicht mehr ausreichend erfüllen, was dazu führen kann, dass das betroffene Gelenk an Stabilität verliert und in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist.
Bei einem Bänderriss im Sprunggelenk können ein oder mehrere Bänder gerissen sein. Je nach Schweregrad unterteilen Mediziner die verschiedenen Bandverletzungen im Sprunggelenk in Grad 1 (Bänderdehnung/Bänderzerrung), in Grad 2 (teilweiser Bänderriss) und Grad 3 (vollständiger Bänderriss im Sprunggelenk mindestens eines Bandes). Bei einem Bänderriss am Sprunggelenk werden häufig auch das Bindegewebe im Umfeld der Verletzung und die angrenzenden Blutgefäße verletzt bzw. geschädigt und überdehnt.
Sofortmaßnahmen beim Bänderriss
Bei einem Bänderriss kommt die so genannte „PECH-Methode“ als Sofortmaßnahme in Betracht. Hierbei handelt es sich um die Abkürzung für folgende Bereiche:
- Pause. Dies bedeutet, dass man sich umgehend schonen und den verletzten Fuß nicht mehr belasten sollte. Denn eine weitere Belastung kann nicht nur die Verletzung verschlimmern, sondern führt auch zu noch stärkeren Schmerzen und Schwellungen.
- Eis. Nach einem Umknicktrauma, bei dem unter Umständen ein Bänderriss die Folge ist, kann das Kühlen des betroffenen Fußes dabei helfen, Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren. Zwar kann man dadurch natürlich keine verletzten Bänder reparieren, aber es macht vor allem die ersten Minuten und Stunden nach einer Verletzung erträglicher. Nicht umsonst kann man das sofortige Kühlen der verletzten Stelle auch beinahe täglich im Spitzensport beobachten.
- Compression (deutsch: Kompression). Die Kompression ist ebenfalls wichtig, um vor allem die Schwellung ein wenig einzudämmen. Wenn um den verletzten Knöchel schnell ein Kompressionsverband gelegt wird, kann es nicht mehr so stark in den Fuß einbluten. Diese Sofortmaßnahme reduziert nicht nur die Schwellung, sondern sorgt im Endeffekt auch für weniger Schmerzen.
- Hochlagern. Wenn es zu einer Bänderverletzung im Fuß kommt, dann kann das Hochlagern des betroffenen Knöchels ebenfalls dazu führen, dass die Schwellung nicht so stark wird. Denn auch so kann weniger Blut in den Fuß fließen, erste Abfallstoffe können schon einmal über die Lymphgefäße abtransportiert werden. Außerdem ist das Hochlagern des Knöchels im Endeffekt auch weniger schmerzhaft, als wenn der verletzte Fuß nach unten durchhängen würde.
Als Sofortmaßnahme gilt auch die schnellstmögliche Untersuchung durch einen Arzt. Nach einem Bänderriss haben sich Schmerzmittel ebenfalls bewährt. In der Regel wird der Arzt hier im akuten Fall Medikamente mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Voltaren geben. Vor allem bei Nacht helfen diese Mittel dabei, trotz der Verletzung einen halbwegs erholsamen Schlaf zu bekommen.
Folgende Sofortmaßnahmen sind angezeigt:
- „PECH“-Regel
- Untersuchung durch den Arzt
- medikamentöse Therapie
Aufbau des Sprunggelenks und der Bänder
Das Sprunggelenk ist in zwei Teile untergliedert: das obere und das untere Sprunggelenk. Das obere Sprunggelenk setzt sich aus der Sprunggelenkgabel, Waden- und Schienbein zusammen und ermöglicht uns das Beugen und Strecken des Fußes. Das untere Sprunggelenk, welches zwischen Sprungbein und Fußwurzel liegt und sich aus dem Sprungbein, dem Fersenbein und aus der sogenannten Fußwurzelreihe zusammensetzt, kann den Fuß auswärts und einwärts drehen, d.h. die Innen- und Außenseite des Fußes heben und senken.
Die verschiedenen Bänder in unserem Körper bestehen aus Bindegewebe und halten die einzelnen Gelenkknochen zusammen. Alle Bänder des Sprunggelenks, sowohl die Syndesmose, welche Schien-und Wadenbein miteinander verbindet als auch der Innen- und Außenbandkomplex sind für die Stabilität bei Belastung und die Gelenkführung von großer Bedeutung.
Häufigste Ursache: Umknicken beim Sport
Verletzungen wie Dehnungen und Zerrungen der Bänder sowie ein vollständiger Bänderriss am Sprunggelenk, insbesondere der Außenbänder, gehören zu den häufigsten Verletzungen im Sport, aber auch im Alltag. Ein Bänderriss im Sprunggelenk gehört zu den häufigsten Gründen, warum ein Patient die unfallchirurgische Ambulanz aufsucht. Vor allem Menschen mit einer angeborenen Bindegewebsschwäche neigen eher zum Umknicken und haben daher ein größeres Risiko sich einen Bänderriss am Sprunggelenk zuzuziehen. 20 Prozent aller Sportverletzungen lassen sich auf einen Bänderriss im oberen Sprunggelenk zurückführen. Während Bänderrisse der äußeren Bänder am oberen Sprunggelenk am häufigsten auftreten, reißen die Innenbänder im Sprunggelenk nur relativ selten.
Bei sportlichen Aktivitäten, insbesondere beim Laufen und den Ballsportarten wie Fußball, Basketball aber auch Hockey kommt es zu dem typischen Bänderriss im Sprunggelenk. Dieser wird durch die plötzliche Krafteinwirkung und den massiven Druck durch abruptes Stoppen verursacht. Denn dabei werden vor allem die drei äußeren Bänder des oberen Sprunggelenks zur Fußaußenkante überdehnt bis es zu einem Bänderriss am Sprunggelenk kommen kann. Innere Bänderrisse sind hingegen sehr selten, da diese sehr stabil und belastungsfähig sind.
Einem Bänderriss vorbeugen kann man nur bedingt. Koordinative Übungen helfen dabei, die Bänder zu stärken.
Symptome: Starke Schmerzen und Bluterguss
Die typischen Symptome eines Bänderrisses sind starke Schmerzen sowie Schwellungen und Blutergüsse mit Blaufärbungen (Hämatom) an der betroffenen Stelle. Bei einem Bänderriss im Sprunggelenk ist der Fuß – je nachdem, welche Bänder gerissen sind – stark in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Aus diesem Grund können Sportler, die sich in der Regel einen Außenbandriss im Sprunggelenk zuziehen, ihren Fuß kaum noch belasten. Ist gar kein Druck und keine Belastung des Fußes durch Auftreten mehr möglich, ist dies ein Indiz für einen vollständigen Bänderriss im Sprunggelenk.
Es kann allerdings vorkommen, dass ein Bänderriss im Sprunggelenk weniger schmerzhaft ist als eine Bänderdehnung oder -zerrung, da bei einem vollständigen Bänderriss auch Schmerzrezeptoren zerstört werden. Daher kann nicht grundsätzlich von der Intensität des Schmerzes auf den Grad der Verletzung geschlossen werden. Aus diesem Grund sollte der Patient bei Schmerzen im Sprunggelenk einen Arzt zur Diagnosestellung und Behandlung konsultieren.
So wird der Bänderriss diagnostiziert
Da es dem Betroffenen selbst nicht immer möglich ist, zwischen einer Bänderdehnung oder einem Bänderriss im Sprunggelenk zu unterscheiden, ist es notwendig, bei Schmerzen im Sprunggelenk einen entsprechenden Arzt aufzusuchen. Der Arzt erfragt in einem Anamnesegespräch die Symptome und den Unfallhergang bzw. die Vorgeschichte der Verletzung. So ist es dem Arzt möglich, Rückschlüsse auf die Art und Schwere der Verletzung zu ziehen und weitere Schritte zur exakten Diagnosestellung vorzunehmen.
Nachdem der Arzt das Sprunggelenk eingehend ertastet und auf seine Stabilität, Belastbarkeit und Beweglichkeit hin untersucht hat, werden in der Regel bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen in Anspruch genommen. Mit den Röntgenaufnahmen lassen sich eventuelle Knochenbrüche ausschließen und Fehlstellungen erkennen. Um den Bänderriss am Sprunggelenk erkennen zu können, müsste eine Magnetresonanztomographie durchgeführt werden. Diese wird aber nur dann angewendet, wenn die Untersuchung des Arztes aufgrund der festgestellten Symptome keine eindeutige Diagnose zulässt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Frage, wie man einen Bänderriss behandelt, hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst einmal ist wichtig, wie viele Bänder in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ist nur ein Band gerissen? Oder gleich mehrere Bänder inklusive der Gelenkkapsel? Auch spielt die Frage, welche Bänder gerissen sind, eine wichtige Rolle. Während bei Außenbandrissen nur selten ein operativer Eingriff nötig ist, kann das bei einem Riss der Syndesmose schon wieder völlig anders aussehen.
Konservative Therapie
Normalerweise werden Bänderrisse im Sprunggelenk konservativ behandelt. Das heißt, dass man den betroffenen Fuß nicht operiert, sondern den Patienten in mehreren Phasen wieder fit bekommt. Im Akutstadium sind erst einmal Ruhe und Schonung angesagt, man wartet bis die Schwellung weitestgehend abgeklungen ist. In der Folge wird der Patient dann mit einer gezielten Physiotherapie behandelt. Diese kann ebenfalls aus mehreren Teilen bestehen.
Physikalische Maßnahmen wie
- Iontophorese,
- Ultraschall oder
- Kryotherapie
helfen dabei, Schmerzen zu bekämpfen und den Rest der Schwellung aus dem Gelenk zu bekommen. Parallel dazu kann der Patient schon wieder mit der Belastung in Form von Kraft- oder Koordinationsübungen beginnen. Vor allem die Koordinationsübungen spielen hierbei eine wichtige Rolle, da das Zusammenspiel zwischen Rückenmark, Gehirn, Nerven, Sehnen, Bändern und Muskeln wieder erlernt werden muss. Balancekissen, spezielle Balancekreisel oder diverse Übungen kommen hier zum Einsatz. Unter Anleitung eines erfahrenen Therapeuten gelangt der Patient so Stück für Stück wieder an sein vorheriges Niveau.
Operative Therapie
Bei Außen- oder Innenbandverletzungen im Knöchel ist eine Operation eher seltener angezeigt. Wenn allerdings neben den Bändern auch knöcherne Anteile betroffen sind, kann hier eine OP nötig werden. Da das Syndesmoseband anatomisch zum Sprunggelenk gehört – und ebenfalls durch ein Umknicktrauma beschädigt werden kann – kann ein Reißen dieses Bandes eine OP nötig machen. Selbst dann, wenn dieses Band nur angerissen ist, kann die gesamte Stabilität des Sprunggelenks so stark eingeschränkt sein, dass nur noch eine Operation helfen kann. Bei einer operativen Therapie an den Außen- oder Innenbändern werden die verletzten Bandstrukturen genäht, freie Gelenkkörper entfernt. Reißt das Syndesmoseband, wird nicht nur das Band genäht, sondern zusätzlich auch eine Stellschraube zwischen Schien- und Wadenbein eingesetzt, damit das Band in Ruhe und belastungsfrei heilen kann. Alternativ hierzu gibt es auch die Tight-Rope-Technik, die den gleichen Zweck erfüllt.
Behandlungsmethoden bei einem Bänderriss im Sprunggelenk:
- konservative Therapie
- operative Therapie
- professionelle Physio als Teil beider Methoden
Verlauf der Heilung nach konservativer vs. operativer Therapie
Nach einer Operation fällt der Patient in der Regel länger aus, als es bei einer konservativen Therapie der Fall wäre – sowohl für den Beruf als auch für den Sport. Der Grund: Bei einer OP müssen neben der Heilung der reparierten Bandstrukturen oder Knochen auch noch Faktoren wie die Wundheilung oder die Entfernung des Nahtmaterials mit einkalkuliert werden.
In der Gesamtbetrachtung des Heilungsverlaufs haben beide Varianten aber viele Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel muss auch nach einer Operation eine professionelle Physiotherapie durchgeführt werden. Denn auch wenn die Bänder chirurgisch repariert wurden, müssen die koordinativen Fähigkeiten wiedererlangt werden.
Das Gleiche gilt für Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Die Begleitung durch einen erfahrenen Physiotherapeuten ist also bei beiden Methoden gleichermaßen wichtig.
Schonfrist – wann kann man wieder Sport treiben?
Diese Frage kann man pauschal nicht beantworten, da es auch hier auf verschiedene Faktoren ankommt. Wenn ein Band nur gedehnt ist, reicht in der Regel eine recht kurze Sportkarenz aus. Wenn ein Band oder gar mehrere Bänder gerissen sind, kann sich dieser Zeitraum verlängern. In der Regel heilen Bänderrisse im Sprunggelenk in einem Zeitraum von vier bis sechs Wochen aus. Viel hängt dabei von der Therapie ab. Wurden am Anfang die richtigen Sofortmaßnahmen getroffen? Hat sich der Patient ausreichend geschont? Wurde die Verletzung konservativ oder operativ behandelt? Wie ist es um das allgemeine „Heilfleisch“ des Patienten bestellt? Bei einem Riss der Syndesmose fällt der Patient längerfristig aus. Wenn der betroffene Fuß operiert werden muss, dann ist mit einer Wiederaufnahme der sportlichen Tätigkeit nicht vor Ablauf von drei Monaten zu rechnen. Allein schon die Stellschraube wird erst nach sechs Wochen entfernt. Erst danach darf die Belastung schrittweise gesteigert werden.
Gerade bei Bänderverletzungen im Sprunggelenk lässt sich häufig auch eine Besonderheit feststellen: Viele Patienten berichten, dass ein Riss bei ihnen schneller verheilt sei, als eine Dehnung. Oft handelt es sich hierbei aber um ein eher subjektives Empfinden des Patienten selbst.
Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Bänderrisses
Wenn ein Patient häufiger umknickt und sich einen Bänderriss zuzieht, dann kann es passieren, dass er im Laufe der Zeit anfällig für eine solche Verletzung wird. Wenn Bänder oft reißen, können sie locker und instabil werden. Ist dies der Fall, dann können sie ihre stützenden und führenden Eigenschaften nicht mehr erfüllen. Auch die Gelenkkapsel kann „ausleiern“ und die Stabilität des Fußes beeinträchtigen. Die Folge: Es reichen dann oft schon kleine Stolperer oder Unebenheiten auf dem Weg aus, um wieder umzuknicken. In einem solchen Fall kann man eine Operation durchführen lassen, um den Bändern wieder mehr Spannung zu verleihen.
Bandagen und Orthesen für das Sprunggelenk
Bandagen und Orthesen haben verschiedene Funktionen. Gleich nach dem Umknicktrauma wird oft eine Schiene verschrieben, die den Fuß ruhigstellt. Sie verhindert auch, dass der Fuß noch einmal umknickt. Nach einiger Zeit kann diese gegen einen Neoprenstrumpf eingetauscht werden, der oft mit entsprechenden Pelotten ausgestattet ist. Hierdurch kann beim Patienten ein gewisses Maß an Stabilität erreicht werden.
Vor allem Leistungssportlern werden oft andere Hilfsmittel zur Verfügung gestellt. Eine Orthese aus Carbon etwa ist leicht und sehr angenehm zu tragen. In vielen Fällen wird hierfür ein Gipsabdruck des Fußes angefertigt, so dass die Orthese passgenau gebaut werden kann. Sie sorgt dann während der sportlichen Aktivität für die Stabilität. Auch aus psychologischer Sicht sind Bandagen und Orthesen sehr wichtig. Da die Patienten gerade in der Anfangszeit noch eher zaghaft und mitunter etwas ängstlich zu Werke gehen, geben Bandagen und Orthesen ein Gefühl der Sicherheit. Ob die Patienten auch nach Verletzung und Behandlung eine Bandage oder Orthese tragen, ist nicht pauschal zu beantworten. Einige Patienten legen sie bald ab, andere hingegen tragen sie auch teilweise Monate oder Jahre nach dem Umknicktrauma weiter.