Die Schulteroperation zur Implantation einer Schulterprothese ist ein in spezialisierten Kliniken mittlerweile relativ häufig durchgeführter Eingriff. So werden in Deutschland inzwischen jedes Jahr rund 25.000 künstliche Schultergelenke eingesetzt. Je nach Schulterprothesentyp und individuellen Umständen dauert eine solche Schulter-OP, die in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt wird, zwischen eineinhalb und zweieinhalb Stunden.
Vorbereitung auf die Schulter-OP
Um festzustellen, ob ein Patient tatsächlich ein künstliches Schultergelenk benötigt, und wenn ja, welcher Schulterprothesentyp und welche Art der Verankerung am besten geeignet ist, wird der Chirurg im Vorfeld der Schulter-OP verschiedene Voruntersuchungen durchführen. Hierzu gehören unter anderem eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die Schultern, den Nacken, den Rücken und die Arme abtastet und einige Bewegungstests zur Überprüfung der Beweglichkeit und Schmerzhaftigkeit im Schultergelenk durchführt, sowie eine Röntgenuntersuchung zur Beurteilung der Verschleißerscheinungen im Schultergelenk.
Der Patient sollte im Vorfeld der Schulter-Operation mittels gezielter Übungen und Krankengymnastik den Muskelaufbau im betroffenen Arm unterstützen. Auf diese Weise schafft er nicht nur für das künstliche Schultergelenk eine stabile Umgebung, sondern verbessert auch seine Rehabilitationsfähigkeit nach der Schulter-OP. Blutgerinnungshemmende Medikamente sollten vor der Schulter-Operation in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden.
Im Rahmen eines Aufklärungsgespräches wird der Operateur den Patienten im Vorfeld der Schulter-OP über das Vorgehen bei der Implantation der Schulterprothese informieren und ihm erklären, welcher Schulterprothesentyp verwendet wird. Der Narkosearzt wird am Tag vor der Schulter-Operation einige kleinere Untersuchungen zum allgemeinen Gesundheitszustand und zur Funktion von Herz und Lunge des Patienten durchführen, um dessen Narkosefähigkeit festzustellen, und mit dem Patienten mögliche Risiken der Narkose abklären.
Die Schulteroperation zur Implantation einer Schulterprothese
Der Patient befindet sich während der Schulter-Operation zur Implantation einer Schulterprothese in Rückenlage oder in halbsitzender Lagerung auf dem Operationstisch. Sobald die Narkose eingesetzt hat und die Schulter und der Arm desinfiziert und steril abgedeckt sind, wird das Schultergelenk über einen etwa 10 bis 15 Zentimeter langen Hautschnitt entlang der Vorderseite der Schulter freigelegt. Um die umliegenden Muskeln und Sehnen zu schonen und möglichst viel Knochensubstanz zu erhalten, erfolgt diese Freilegung des Schultergelenks normalerweise in minimal-invasiver Operationstechnik.
Sobald das Schultergelenk freigelegt ist, werden die zerstörten Knorpel- und Knochenflächen des Oberarmkopfes, die gereizte Gelenkschleimhaut sowie die verschlissenen Reste von Sehnen- und Schleimbeutelgewebe entfernt. Ob zusätzlich auch die Gelenkfläche der Schulterpfanne entfernt und durch eine künstliche Schulterpfanne ersetzt werden muss (Schulter-TEP), entscheidet der Chirurg endgültig während der Schulter-OP anhand des vorliegenden Grades der Deformierung und Zerstörung von Knorpel- und Knochengewebe.
Im nächsten Schritt werden der Oberarmkopf und gegebenenfalls auch die Schulterpfanne mit speziellen Sägeblättern und Fräsen präzise zurechtgeschliffen und so für die Einpassung und Implantation der Prothesenteile des neuen Schultergelenks vorbereitet. Ehe die eigentlichen Schulterprothesenteile ins Schultergelenk eingeführt und entweder zementiert oder zementfrei an den Knochen fixiert werden, werden mit einem Probeimplantat der korrekte Sitz, die Größe, die Stabilität und die Beweglichkeit des künstlichen Schultergelenks überprüft.
Bei einer Schultertotalendoprothese (Schulter-TEP) wird zunächst die künstliche Schulterpfanne implantiert. Hierfür wird die Gelenkfläche der Schulterpfanne präzise glatt gefräst und dann mit einer Kunststofffläche aus Polyethylen ersetzt, die je nach Knochenqualität entweder zementfrei oder zementiert fixiert wird. Anschließend wird der Oberarmkopf durch eine meist aus einem Metallschaft und einem darauf aufgesetzten Metallkopf bestehende Prothese ersetzt. Der Prothesenschaft wird dabei in das Innere des Oberarmknochens, das zuvor durch spezielle Bohrer entfernt wurde, eingepasst. Die Verankerung dieses Schaftes kann je nach Knochenqualität entweder zementfrei oder zementiert erfolgen.
Bei einer Kappenprothese bzw. Oberflächenersatzprothese wird lediglich die Gelenkfläche des Oberarmkopfes entfernt und mit speziellen Fräsen rund abgeschliffen. Der Knochen des Oberarmkopfes bleibt dabei weitgehend erhalten. Auf die rundgeschliffene Gelenkoberfläche wird anschließend eine Metallkappe aufgesetzt, die abhängig von der Qualität des körpereigenen Knochengewebes entweder zementfrei oder zementiert befestigt wird.
Bei einer inversen (umgekehrten) Schulterprothese wird zunächst die Oberfläche der Schulterpfanne abgefräst und darauf mit speziellen Schrauben ein Metallschild befestigt, auf dem dann ein Metallkopf aufgesetzt wird. Im Oberarmkopf wird anschließend eine mit einem Metallschaft im Oberarm verankerte Kunststoffschale implantiert, in der später der Metallkopf gleiten soll.
Sobald alle Prothesenteile des künstlichen Schultergelenks implantiert sind, erfolgt eine abschließende Funktionsprüfung. Fällt diese positiv aus, werden schließlich im letzten Schritt der Schulter-Operation die freigelegten Muskeln und der Hautschnitt wieder verschlossen und ein Verband, gegebenenfalls auch ein Gips oder eine Schiene, angelegt. Zudem werden häufig Drainageschläuche in das Operationsgebiet eingeführt, die nach der Schulter-OP einige Tage dort verbleiben, um das Wundsekret abzufangen und nach außen abzuleiten.
Mögliche Komplikationen und Risiken einer Schulteroperation
Komplikationen können während und nach der Implantation des künstlichen Schultergelenks auftreten, sind aber eher selten. Dennoch besteht wie bei allen operativen Eingriffen auch bei einer Schulter-Operation ein gewisses Restrisiko für Nachblutungen und Blutergüsse im Operationsgebiet, Wundheilungsstörungen mit starken Schmerzen oder Entzündungen, bakterielle Infektionen, Narbenbildungen, Schmerzen und Schwellungen sowie die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) in den Beinen.
Mögliche Komplikationen während der Operation
Weitere Komplikationen, die möglicherweise während der Schulter-OP auftreten können, sind Knochenverletzungen und Verletzungen von in der Nähe des Schultergelenks verlaufenden Nerven. Zu den möglichen Knochenverletzungen gehören feine Haarrisse im Knochen oder auch größere Brüche des Oberarmknochens oder des Schulterblattes. In diesem Falle werden unter Umständen weitere operative Stabilisierungsmaßnahmen der Schulter notwendig. Die Verletzung von Nerven kann unter anderem Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen in der operierten Schulter zur Folge haben.
Mögliche Komplikationen einer Schulterprothese nach der Schulteroperation
Eine weitere mögliche Komplikation, die nach der Schulter-OP auftreten kann, ist die sogenannte Prothesenluxation. So kann es etwa passieren, dass die implantierten Prothesenteile brechen oder sich lockern und der künstliche Oberarmkopf durch bestimmte Bewegungen oder einen Sturz aus der Schulterpfanne herausspringt. Eine solche Ausrenkung bzw. ein Auskugeln des künstlichen Schultergelenks verursacht starke Schmerzen, so dass die Schulter kaum bewegt werden kann.
Durch Infektionen oder mechanische Probleme kann es zudem bereits wenige Wochen oder Monate nach der Implantation zu einer frühzeitigen Lockerung der Prothesenteile im Knochen kommen. Die Folge sind Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit der betroffenen Schulter. Im Falle einer solchen Frühlockerung der Schulterprothese wird ein Prothesenwechsel im Rahmen einer weiteren Schulter-Operation notwendig.