- Bandscheibenprothese vs. Schraubenfixierung
- Implantation einer Bandscheibenprothese: Vorbereitungen und Voruntersuchungen
- Die Durchführung der Bandscheibenimplantation
- Mögliche Komplikationen und Risiken bei der Bandscheibenimplantation
- Durchführung der Schraubenfixierung
- Mögliche Komplikationen bei der Schraubenfixierung
- Die Zeit nach der OP – Reha und Ausfallzeit
Wenn die Wirbelsäule stark schmerzt und diese Schmerzen von der Bandscheibe ausgehen, ist mittlerweile in vielen Fällen eine Operation indiziert. Vor allem dann, wenn physiotherapeutische Maßnahmen sowie Schmerzmittel nicht mehr fruchten, ist eine Operation oft der letzte Ausweg, um wieder schmerzfrei zu leben. Dabei gibt es verschiedene Operationsmethoden, die dem Patienten Linderung verschaffen können. Es gibt hierbei sowohl die Methode, eine Bandscheibenprothese einzusetzen als auch die Möglichkeit, mit der Schraubenfixierung zu arbeiten. Hierbei werden die einzelnen Wirbelkörper mittels Schrauben miteinander verbunden und so eine Entlastung der Wirbelsäule erreicht.
Bandscheibenprothese vs. Schraubenfixierung
Bei der Implantation einer Bandscheibenprothese handelt es sich um eine Methode, die zwar schon seit einigen Jahren angewendet wird, aber zu der noch keine Langzeitstudien vorliegen. Die Mediziner erhoffen sich von dem Einsatz einer Prothese eine bessere Beweglichkeit. Das Ziel der künstlichen Bandscheibe besteht natürlich darin, die Funktionen der normalen Bandscheibe so gut wie möglich zu imitieren, sodass der Patient
- a) nicht mehr unter Schmerzen leidet und
- b) die Beweglichkeit trotz OP erhalten bleibt.
Obwohl die OP-Methode mit der Bandscheibenprothese eine echte Alternative darstellt, wird in vielen Fällen noch immer die Wirbelkörperverblockung (Spondylodese) mit einer Schraubenfixierung vorgenommen. Umgangssprachlich kann man von einer Versteifung sprechen. Dabei zählen nicht nur Probleme mit der Bandscheibe zu den Indikationen, die eine solche OP notwendig machen. Auch bei starkem Wirbelgleiten, Morbus Bechterew oder bestimmten Formen der Skoliose kann diese Technik angewendet werden, um für Stabilität in der Wirbelsäule zu sorgen.
Die Bandscheiben-Operation zur Implantation einer Bandscheibenprothese ist heute kein seltener Eingriff mehr, kann jedoch nur in bestimmten Fällen durchgeführt werden. Historisch wurden degenerierte Bandscheiben durch eine „natürliche“ Bandscheibe aus körpereigenem Material ersetzt. Die betroffene Bandscheibe wurde während der Bandscheiben-Operation entfernt und zwischen die Wirbel ein Beckenknochenspan eingesetzt, der dem Patienten zuvor aus dem Beckenkamm entnommen wurde. Hierdurch ergab sich nach der Bandscheiben-OP allerdings eine recht hohe Bewegungseinschränkung zwischen den Wirbeln, denn ein Knochenteil kann niemals so beweglich wie eine Bandscheibe sein. Schnell wurden diese körpereigenen Knochenteile durch einen künstlichen Knochenzement ersetzt. Mit diesem wird das Absenken der Wirbelkörper zueinander gestoppt und somit wieder Platz für die Spinalnerven geschaffen. Jedoch wird die Wirbelsäule im betroffenen Bereich steif und verliert ihre Beweglichkeit.
Implantation einer Bandscheibenprothese: Vorbereitungen und Voruntersuchungen
Bevor eine künstliche Bandscheibe im Rahmen einer Bandscheiben-OP eingesetzt werden kann, muss eine komplette Diagnostik der Wirbelsäule erfolgen. Generell erfolgt der Einsatz einer Bandscheibenprothese nur bei gesunden Erwachsenen im Alter von etwa 18 bis 60 Jahren, bei denen eine konservative Therapie über einen längeren Zeitraum keine Besserung der Rückenbeschwerden herbeigeführt hat. Um überhaupt eine Bandscheiben-OP zur Implantation einer künstlichen Bandscheibe in Erwägung ziehen zu können, dürfen keine weiteren Wirbelsäulenerkrankungen vorliegen.
Im Bereich der Halswirbelsäule muss daher vor einer Bandscheiben-OP ausgeschlossen werden, dass eine Spondylolitis (Entzündung der Wirbel), rheumatoide Arthritis, Instabilität, Infektion, Fraktur oder Osteoporose an der Wirbelsäule vorhanden ist. Außerdem sollten Patienten, die an Diabetes oder Adipositas leiden oder mit Kortikosteroiden behandelt werden, von dieser Bandscheiben-Operation absehen.
Im Bereich der Lendenwirbelsäule müssen folgende Erkrankungen ausgeschlossen werden:
- Spinalkanalstenose (Verengung des Kanals für die Spinalnerven)
- Facettenarthropathie (Veränderungen der kleinen Gelenke der Wirbelsäule)
- Spondylose (Versteifung von Wirbelkörpern)
- Spondylolisthesis (Wirbelgleiten)
- Radikulopathie (Schädigung der Spinalnerven) aufgrund eines Bandscheibenvorfalls
- Skoliose oder Kyphose
- Osteoporose
- Infektion
- Fraktur
Ferner sollten auch hier Patienten, die an Adipositas leiden oder mit Kortikosteroiden behandelt werden, eine künstliche Bandscheiben-Operation nicht in Betracht ziehen.
Die Durchführung der Bandscheibenimplantation
Die Bandscheiben-Operation zur Implantation einer Bandscheibenprothese wird stationär im Rahmen eines etwa einwöchigen Krankenhausaufenthaltes und unter Vollnarkose durchgeführt. Das Einsetzen der Bandscheibenprothese geschieht dabei immer von vorne, unabhängig davon, ob die Halswirbelsäule oder die Lendenwirbelsäule betroffen ist. In der Regel dauert eine solche Bandscheiben-Operation zwischen 90 und 120 Minuten, je nach Lage der betroffenen Bandscheibe und Grad der Degeneration.
Der Patient liegt während der Bandscheiben-OP auf dem Rücken. Sobald die Narkose eingesetzt hat, wird ein etwa 6 bis 8 Zentimeter langer, quer verlaufender Hautschnitt vorne auf Höhe der zu ersetzenden Bandscheibe gesetzt. Anschließend wird die erkrankte Bandscheibe vorsichtig freigelegt, sodass der Chirurg einen freien Blick auf die zu operierende Vorderseite der Wirbelsäule hat.
Handelt es sich um eine Bandscheiben-Operation an der Halswirbelsäule, werden dabei die Halsmuskeln sowie die Arterie und die Venen vorsichtig zur Seite und die Luft- und Speiseröhre etwas nach der Mitte fortgehalten. Wird bei der Bandscheiben-OP eine Bandscheibenprothese im Lendenwirbelbereich eingesetzt, wird die Lendenwirbelsäule an den Bauchorganen vorbei durch den Unterbauch freigelegt.
Nach der Lokalisation und Freilegung des betroffenen Wirbelsäulenbereiches beginnt der Chirurg mithilfe eines Operationsmikroskops mit der sorgfältigen Entfernung der erkrankten Bandscheibe. Dabei ist darauf zu achten, dass das unmittelbar hinter der Bandscheibe liegende Rückenmark und die Nervenfasern nicht verletzt werden.
Der durch die Entfernung der Bandscheibe neu entstandene Hohlraum zwischen den Wirbeln wird anschließend durch einen Spreizer vorsichtig vergrößert. Danach werden die Ober- und Unterseiten der Wirbelkörperplatten, an denen normalerweise die Bandscheiben anliegen, mit einem speziellen Instrument präpariert, damit zum einen die Fortsätze die künstliche Bandscheibe an den richtigen Stellen im Wirbelkörper verankern und zum anderen das Implantat besser am Knochen anwachsen kann.
Zuletzt wird die künstliche Bandscheibe sowohl unter Sichtkontrolle von vorne als auch unter gleichzeitiger Röntgenkontrolle von der Seite in der richtigen Position zwischen die Wirbel eingesetzt und verschraubt. Die Verankerung der Bandscheibenprothese erfolgt über zwei Titanplatten. Danach werden Drainagen für den Abschluss von Wundsekret gelegt und die Wunde vernäht. Bereits am Tag nach der Bandscheiben-Operation kann der Patient wieder aufstehen.
Mögliche Komplikationen und Risiken bei der Bandscheibenimplantation
Wie jeder operative Eingriff ist auch eine Bandscheiben-Operation zum Einsetzen einer Bandscheibenprothese mit einem gewissen Risiko behaftet. Unterscheiden muss man hier allerdings die allgemeinen Komplikationen einer Bandscheiben-Operation, die durch den Eingriff selbst entstehen können und die speziellen Komplikationen einer Bandscheibenprothese, die durch die künstliche Bandscheibe bedingt sind.
Allgemeine Komplikationen einer Bandscheiben-Operation
Bei einer Bandscheiben-OP an der Lendenwirbelsäule kann es zu einem Narbenbruch, einem Bauchwandbruch, einer Verletzung des Bauchfells oder des Darms, einer Blasen- oder Harnleiterverletzung bei Ersatz der unteren Lendenwirbel, einer Darmlähmung, Erektionsproblemen bei Männern, allgemeinem Gefäßverletzungen oder Reizungen der Nervenwurzeln kommen.
Bei einer Bandscheiben-Operation an der Halswirbelsäule kann es ebenfalls zu allgemeinen Gefäßverletzungen, Nervenreizungen und einer vorübergehenden, in seltenen Fällen auch einer bleibenden Heiserkeit kommen. Allgemeine Komplikationen, die bei jedem operativen Eingriff auftreten können, sind eine Infektion der Wunde, Wundheilungsstörungen, eine Thrombose oder auch eine Lungenembolie.
Spezielle Komplikationen einer Bandscheibenprothese
Aber auch die eingesetzte künstliche Bandscheibe kann Komplikationen hervorrufen. In seltenen Fällen kann es nach der Bandscheiben-OP zu einer Wanderung des Implantats zwischen den Wirbeln kommen, wenn die Prothese noch nicht angewachsen ist. Auch kann sie in den Wirbelkörper einsinken (meistens bei künstlichen Bandscheiben, die zwischen zwei Halswirbeln liegen) oder sich aus dem Knochen loslösen und lockern. Ferner kann der Kern, der die Mobilität zwischen den äußeren Platten der Bandscheibenprothese garantiert, sich verhaken und festsetzen. Dies hat eine Einschränkung der Beweglichkeit zur Folge. Wie bei jeder Prothese besteht auch eine gewisse Abnutzung, die im Anschluss an eine Bandscheiben-OP nach einer gewissen Zeit zu einem Verschleiß des Implantats führen kann.
Durchführung der Schraubenfixierung
Die Operationstechniken, die bei dieser Art der Behandlung eingesetzt werden, können sich voneinander unterscheiden. So kann zum Beispiel ein beengter Raum zwischen den einzelnen Wirbeln mit einer Art „Ersatzbandscheibe“ aufgerichtet werden. Hierbei handelt es sich oft um einen Hohlkörper, der mit körpereigenem Gewebe und mit Knochenmaterial gefüllt ist. Darüber hinaus findet auch eine Verbindung der Wirbel statt. Hierfür werden spezielle Schrauben (Pedikelschrauben) und Stäbe verwendet. Diese Schrauben werden durch die Wirbelbögen bis in die Wirbel eingedreht. Dabei handelt es sich um die Wirbel, die auch versteift werden sollen. Diese Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt. Der Arzt entscheidet, welcher Zugang im Rahmen dieser OP genutzt wird. Auch hierbei gibt es verschiedene Varianten, etwa von vorne, von hinten oder aber auch per Zugang von der Seite. Die Operation kann sowohl offen als auch in manchen Fällen als arthroskopische Variante durchgeführt werden.
Mögliche Komplikationen bei der Schraubenfixierung
Eine mögliche Komplikation hängt davon ab, von welcher Seite der Zugang möglich ist und wie die Bandscheibe entfernt werden muss. Muss der Zugang etwa von hinten erfolgen, so muss der Operateur auch an Nerven und Rückenmark vorbei. Erfolgt der Zugang von vorne, können im schlimmsten Fall Organe im Bauchbereich in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Gleiche gilt für Nerven, die durch dieses Areal laufen.
Ferner können Komplikationen wie das mangelnde Einwachsen der Knochen oder in seltenen Fällen das Brechen von Schrauben und Stäben auftreten. Zudem können – wie bei jeder anderen Operation auch – Wundheilungsstörungen oder Infektionen auftreten. Wird die OP arthroskopisch durchgeführt, können zumindest diese Risiken drastisch reduziert werden. Bei einigen Patienten traten auch nach der Versteifung Probleme auf, da die Wirbel, die unmittelbar über oder unter den versteiften Wirbelkörpern liegen, mehr Arbeit leisten müssen und oft mit Schmerzen reagieren.
Die Zeit nach der OP – Reha und Ausfallzeit
Wie bei vielen anderen Operationen hängt die Ausfallzeit nach einer Bandscheiben-OP von verschiedenen Faktoren ab.
Die ersten Tage
Zunächst einmal muss sichergestellt werden, dass die OP an sich erfolgreich war und ohne Komplikationen verlaufen ist. Die Medizin ist heute so weit, dass der Patient oft bereits am Tag nach der OP wieder aufstehen und einige Schritte gehen und sogar nach wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen kann. Die Implantate sorgen hier für Stabilität. Allerdings müssen die Patienten vor allem beim Aufstehen aufpassen.
Nach einer frischen OP darf die Wirbelsäule natürlich noch keinen extremen Belastungen ausgesetzt werden. So muss beispielsweise auch – so banal es klingen mag – das korrekte Aufstehen geübt werden, sodass die operierte Wirbelsäule geschont wird. In einigen Fällen kann es sein, dass der Patient noch nicht richtig zur Toilette gehen kann, sodass ein Katheter eingesetzt wird. Nach einigen Tagen normalisieren sich diese Funktionen allerdings wieder.
Wichtiges Puzzleteil: die Reha
Die Rehabilitationsmaßnahmen nach einer Bandscheibenoperation sind von entscheidender Bedeutung. Der operative Eingriff ist die eine Sache, aber die Nachsorge für die nächsten Wochen und Monate ist ebenfalls wichtig. Die Reha muss hierbei individuell auf den Rekonvaleszenten zugeschnitten werden. Die Rehamaßnahmen bestehen unter anderem aus Kräftigungsübungen, Dehnungen und Übungen zur allgemeinen Beweglichkeit. Natürlich kommen vor allem in der Anfangszeit noch physikalische Behandlungen wie etwa Kälte, Wärme oder Strom hinzu. Diese dienen der weiteren Schmerzreduktion. Krankengymnastik, Wassergymnastik oder eine spezielle Rückenschule sind ebenfalls Bestandteile dieser umfassenden Reha.
Die Heilungsdauer kann nicht sicher auf den Tag oder auf die Woche genau eingegrenzt werden, da auch während der Reha zu viele unbekannte Variablen auf Arzt, Therapeut und Patient warten. Wie spricht der Patient auf die Übungen an? Gibt es Rückschläge? Dies sind nur zwei Fragen, die einen Einfluss auf die gesamte Heilungsdauer haben. Im Durchschnitt kann eine Wirbelsäule nach einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten wieder voll belastet werden.